Stand: August 2020
Praktische Ausbildung/Praktika
Zur Entwicklung der Curriculums
Schule als Lebensraum und Möglichkeiten der Partizipation
Räumliche und sachliche Ausstattung der Schule
Vorwort
Die Freie Fachschule für Sozialpädagogik Berlin nahm im August 2005 zunächst mit einem berufsbegleitenden Ausbildungsgang zur/zum staatlich anerkannten Erzieher/in ihre Arbeit auf. Seit August 2008 erfolgt die Ausbildung auch in Vollzeitform. Als staatlich anerkannte Ersatzschule für Sozialpädagogik bieten wir das Profil Waldorfpädagogik an. Ein Grundimpuls der Freien Fachschule für Sozialpädagogik Berlin liegt darin, die Kenntnisse der Erziehungswissenschaften mit den Gesichtspunkten der Waldorfpädagogik zu verbinden und somit eine ganzheitliche Sichtweise auf Entwicklungsprozesse und deren pädagogische Begleitung zu entwickeln.
Ein Schwerpunkt der Ausbildung liegt in den künstlerisch-handwerklichen Fächern. Bildnerisch-plastisches Gestalten, Eurythmie, Sprachgestaltung, Schauspiel und Musik dienen als Unterrichtsfächer der Selbsterziehung und -wahrnehmung der Studierenden. Die eigene Entwicklung und Wahrnehmung zu reflektieren und bewusst zu gestalten ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Beziehungsgestaltung im Erzieherinnenberuf.
Einleitung
Das vorliegende Schulprogramm orientiert sich an den gegenwärtigen Anforderungen des Berufsbildes von Erzieher:innen und insbesondere an der Menschenkunde Rudolf Steiners. Das Schulprogramm entstand ursprünglich innerhalb eines Initiativkreises, in dem Dozent innen der sozialpädagogischen Fachbereiche und erfahrene Erzieherinnen sowie beratende Fachkräfte einen praxisorientierten Ausbildungsgang entwickelten. Es wird in regelmäßig stattfindenden Schulentwicklungstagen an aktuelle Gegebenheiten angepasst und weiterentwickelt.
Ausbildungsstruktur
An der Freien Fachschule für Sozialpädagogik Berlin besteht die Möglichkeit, die Ausbildung zum/zur staatlich anerkannen Erzieher:in in einem dreijährigen Vollzeitkurs oder in einem dreijährigen berufsbegleitenden Ausbildungsgang zu absolvieren. Mit dem Abschluss des Ausbildungsganges sind die Absolvent:innen befähigt, in verschiedenen sozialpädagogischen Institutionen zu arbeiten, insbesondere in waldorfpädagogischen Einrichtungen.
Die Ausbildung richtet sich nach der geltenden Verordnung über die Studiengänge und Prüfungen an den staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik im Land Berlin (Sozialpädagogikverordnung - SozpädVO) vom 13. Juni 2016 und dem Rahmenlehrplan für Unterricht und Erziehung an staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik, Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher, gültig ab Schuljahr 2016/ 2017. Außerdem werden die Grundlagen der Waldorfpädagogik Rudolf Steiners in den Ausbildungsgang integriert.
Die Vollzeitausbildung dauert drei Jahre und ist einphasig, so dass alle Praktika innerhalb der Ausbildung stattfinden. Es gibt ein Pflicht- und ein Wahlpflichtpraktikum im Umfang von je zwölf Wochen und ein Wahlpraktikum von 20 Wochen. Während der berufsbegleitenden Teilzeitausbildung sind die Studierenden mit einem Umfang von 20 bis 28 Stunden pro Woche in einer sozialpädagogischen Einrichtung beschäftigt. Der Unterricht erfolgt regulär zweimal wöchentlich sowie zusätzlich in zwei Blockwochen und an ca. zwei Samstagen pro Semester.
Zum besonderen Profil der Freien Fachschule für Sozialpädagogik Berlin gehören außerdem Vertiefungskurse, die den Studierenden ab dem vierten Semester die Möglichkeit bieten, sich mit der Methodik/Didaktik einer gewählten Altersgruppe zu beschäftigen. Die Studierenden können hier entweder ihre Kenntnisse und Fähigkeiten für die Altersgruppe „Frühe und mittlere Kindheit“ (0. bis 10. Lebensjahr) oder „Späte Kindheit/Jugend (vom 10. bis zum 21. Lebensjahr) vertiefen.
Schulische Ausbildung
Die entsprechenden Fachinhalte sind aufgeteilt in 6 Lernfelder. Die lernfeldbezogene Arbeit ermöglicht den Studierenden praxisbezogenes und kompetenzorientiertes Lernen und verstärkt Formen von selbstorganisiertem Lernen. Die Erstellung der unterrichtsbezogenen Stoffpläne orientiert sich einerseits an der Entwicklung der zukünftigen Erzieherpersönlichkeit und andererseits an fachlichen pädagogischen und sozialwissenschaftlichen Inhalten. Der Unterricht in den Lernfeldern wird anhand von Lernsituationen praxis- und handlungsorientiert gestaltet. Einen Überblick über den gesamten Ausbildungsgang bietet das schulinterne Curriculum.
Die Freie Fachschule für Sozialpädagogik Berlin versteht sich als ein sozialer Lern- und Lebensraum, in dem neben der fachlichen Ausbildung auch die lebensweltlichen und biografischen Erfahrungen sowie die im Ausbildungsprozess angeregte persönliche Entwicklung von Bedeutung sind. Hierfür spielt die Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Waldorfpädagogik eine besondere Rolle. Die Schulung eines kritischen Denkens und das bewusste Ergreifen des eigenen Kreativitätspotenzials werden innerhalb des Unterrichts angeregt. Daher erhält die praktische Arbeit in unterschiedlichen Kunstrichtungen in allen drei Ausbildungsjahren ein großes Gewicht.
Die künstlerischen Fächer – wie Musik, Eurythmie, Malerei, Plastizieren, Schauspiel und Sprachschulung - dienen nicht nur der Vorbereitung auf die pädagogische Arbeit, sondern fördern die Selbstwahrnehmung und Selbsterziehung der Studierenden. Exkursionen mit ökologischen, pädagogischen und kulturellen Themen dienen der Erweiterung und Vertiefung der im Unterricht besprochenen Inhalte.
Der Profilunterricht beinhaltet die Kernelemente:
- Studium des anthroposophischen Menschenbildes und der Grundlagen der Waldorfpädagogik;
- Theater- und Eurythmieprojekt;
- Teilnahme an einer pädagogischen Fachtagung.
Kooperation
Ein wesentliches Qualitätsmerkmal der Ausbildung ist die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen waldorfpädagogischen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg, im Bundesgebiet und auch weltweit. Durch den intensiven Austausch zwischen der Fachschule und vielseitigen praktischen Arbeitsfeldern werden so aktuelle pädagogische Fragestellungen und Handlungsprobleme in den Unterricht integriert und aus verschiedenen fachlichen Perspektiven beleuchtet. Außerdem kooperiert die Freie Fachschule zur Vervollständigung ihres Bildungsangebotes mit verschiedenen anderen Bildungsträgern. Hierzu zählen das Waldorfkindergartenseminar Berlin, die internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten, der Bund der Freien Waldorfschulen, Erzieherfachschulen, der Arbeitskreis Sozialpädagogik und Kind im Zentrum e.V.Seit 2015 bildet die Freie Fachschule für Sozialpädagogik Berlin gemeinsam mit der Emil-Molt-Akademie die Rudolf-Steiner-Bildungszentrum-gGmbH. Gemeinsam mit der Johannes-Schule-Berlin befinden sie sich seit August 2018 auf dem Waldorfcampus Berlin-Schöneberg. Geplant ist ein fachlicher Austausch, die gemeinsame Gestaltung und Nutzung von Innen- und Außenräumen und ein schulübergreifender Einsatz von Lehrkräften.
Praktische Ausbildung/Praktika
Während der Ausbildung absolvieren die Studierenden drei Praktika in pädagogischen Einrichtungen. Außerdem findet im 3. Semester im Fach „Pädagogisches Angebot“ eine enge Verzahnung zwischen dem Unterricht und einem praktischen pädagogischen Arbeitsfeld statt. Hier entwickeln die Studierenden in kleinen Teams pädagogische Angebote für Kinder in Grundschulen aus sozialen Brennpunkten. Sie werden über einen Zeitraum von drei Monaten einmal wöchentlich durchgeführt. Das eigenständige Planen, Durchführen und Reflektieren von pädagogischen Angeboten dient der kontinuierli-chen Verknüpfung von Unterrichtsinhalten mit praktischen Erfahrungen.
Am Ende des ersten Ausbildungsjahres absolvieren die Studierenden ein zwölfwöchiges Pflichtpraktikum im Elementarbereich. Im zweiten Ausbildungsjahr findet das Praktikum in der Nachmittagsbetreuung von Ganztagsgrundschulen statt. Für das letzte Praktikum im dritten Ausbildungsjahr haben die Studierenden die freie Wahl des Praxisortes. Der Fachbereich Praxiskoordination informiert und berät die Studierenden bei der Gestaltung der fachpraktischen Ausbildung und vermittelt zwischen der Fachschule und den Praxisstellen.
Die ersten beiden Praktika absolvieren die Studierenden in Einrichtungen in Berlin und Brandenburg. Das Wahlpraktikum kann unter bestimmten Bedingungen bundesweit oder im Ausland erfolgen. In allen drei Praktika wenden die Studierenden Kenntnisse und Methoden des Beobachtens und Dokumentierens an.
Während der Praktika wird praxisbegleitender Unterricht angeboten, der von Lehrkräften der Fachschule geleitet wird. Hier findet in kleinen Gruppen die Auseinandersetzung mit fachpraktischen Fragen statt. Die Studierenden werden angeregt, bisher erworbene sozialwissenschaftliche und pädagogische Grundkenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit den Kindern, Jugendlichen und Erziehungspartnern bewusst anzuwenden und sich dabei in der Kleingruppe zu beraten und zu unterstützen. Im praxisbegleitenden Unterricht (sechs Unterrichtsstunden wöchentlich) reflektieren die Studierenden die praktische Umsetzung ihrer theoretischen Kenntnisse anhand der im pädagogischen Alltag entstehenden Problematiken. Sie entwickeln gemeinsam alternative Handlungs- und Lösungsstrategien. Diese sind wiederum gekoppelt an die Aufgaben des individuellen Ausbildungsplans der einzelnen Studierenden. Der Praktikumsbericht umfasst ca. 12 - 15 Seiten und beinhaltet drei inhaltliche Schwerpunkte (Beobachtungsaufgaben/ pädagogische Angebote/ Arbeit im Team) aus dem Praktikum sowie deren fachliche Reflexion. Die Entscheidung über das Bestehen der Praktika liegt in der gemeinsamen Verantwortung von Praxisstelle und Schule. Als Entscheidungsgrundlage werden herangezogen
- die Beurteilung des Praktikums durch die Praxisstelle
- die Mitarbeit im praxisbegleitenden Unterricht
- Anwesenheit des Praktikums von mind. 80 % der Gesamtpraktikumszeit
- der Praktikumsbericht der / des Studierenden.
Die Studierenden des Teilzeitausbildungsganges sind während der gesamten Ausbildungszeit in einer sozialpädagogischen Einrichtung angestellt. Um einen Einblick in andere sozialpädagogische Arbeitsfelder zu ermöglichen, finden während des zweiten bis sechsten Semesters Praktika in einem Arbeitsfeld statt, das nicht dem entspricht, in dem der/ die Studierende festangestellt ist.
Exkursionen
Während des ersten Semesters unternimmt der Ausbildungskurs eine einwöchige Fahrt auf einen biologisch-dynamisch wirtschaftenden Hof (für Teilzeitauszubildende drei Tage). Hier erwerben und vertiefen die Studierenden ökologische Themen und erhalten einen Einblick in die praktische landwirtschaftliche Arbeit und in traditionelle landwirtschaftliche Handwerkstechniken. Die Verortung des traditionellen Handwerks als kulturelles Erbe dient der Herstellung von Sinnbe-zügen. Damit dient diese Fahrt insbesondere der handlungsbezogenen Vertiefung des Unterrichts im Lernfeld IV. Des Weiteren dient diese Fahrt zu Beginn der Ausbildung der Förderung von Gruppenbildungsprozessen.
Im dritten Semester erhalten die Studierenden eine Einführung in die Erlebnispädagogik im Rahmen einer erlebnispädagogischen Exkursion. Die Studierenden erwerben hier unter professioneller Anleitung methodisch-didaktische Kompeten-zen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Begegnung mit der Natur.
Die Teilnahme an einer alljährlich stattfindenden pädagogischen Fachtagung gehört zum Profilunterricht der Fachschule. Hier erfahren die Studierenden den lebendigen Austausch zu menschenkundlichen Themen. Über Workshops, Referate und Vorträge erhalten die Studierenden außerdem einen Einblick in aktuelle pädagogische Forschungsprojekte und fachliche Diskussionen.
Am Ende des sechsten Semesters führt eine Exkursion die Studierenden nach Dornach (Schweiz) in das Zentrum der anthroposophischen Bewegung. Hier lernen die Teilnehmenden Forschungsstätten kennen, die sich u.a. mit der Waldorfpädagogik, der anthroposophischen Medizin oder anderen Fachrichtungen beschäftigen.
Mentorierung
Neben der schulischen und praktischen Ausbildung wird jede/r Studierende durch eine/n von ihm/ihr gewählten Dozentin oder Dozenten während der gesamten Ausbildung individuell begleitet. In regelmäßigen Gesprächen können hier unter anderem der Stand der Ausbildung, mögliche Hindernisse sowie Fragen der persönlichen Entwicklung bearbeitet werden.
Förderung
Für Studierende mit besonderem Bedarf wird einmal wöchentlich ein Förderunterricht angeboten, in dem Sprachkenntnisse erweitert werden können oder das strukturierte schriftliche Verfassen von schriftlichen Arbeiten vertieft wird. Die Teilnahme an den wöchentlichen 45-minütigen Fördereinheiten ist freiwillig.
Anzahl der Studierenden
Derzeit nehmen ca. 160 Studierende (Stand 01.08.2020) an den beiden Ausbildungsgängen der Freien Fachschule für Sozialpädagogik teil. Die insgesamt vorhandenen acht Kurse unterteilen sich in fünf Vollzeitkurse und drei Teilzeitkurse. Ausbildungsbeginn für die Vollzeitkurse ist entweder der 1. August oder der 1. Februar, der Teilzeitkurs startet nur zum 1. August.
Personal und Selbstverwaltung
Die Personalausstattung der Freien Fachschule für Sozialpädagogik Berlin richtet sich nach dem für die Fachschulen vorgesehenen Stellenschlüssel. Insgesamt sind vierzehn Dozentinnen festangestellt (Stand: 01.09.2019). Der Ausbildungsgang wird bereichert durch Gastdozenteinnen aus unterschiedlichen Praxisfeldern.
Die Rudolf-Steiner-Bildungszentrum gGmbH ist Träger der Freien Fachschule für Sozialpädagogik Berlin und somit als Anstellungsträger eigenverantwortlich für die Personalauswahl. Ein großes Augenmerk bei der Auswahl geeigneter Dozent:innen liegt neben der geforderten beruflichen Qualifikation auf der eigenen praktischen Erfahrung der jeweiligen Personen in den entsprechenden Berufsfeldern der Sozialpädagogik. Zum Selbstverständnis der Schule gehört u.a. die Selbstverwaltung. In verschiedenen Fach- und Verwaltungsdelegationen haben alle Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, den Schulalltag mitzugestalten. Das Leitungsgremium der Fachschule setzt sich aus dem/der Schulleiterin, der/dem stellvertretenden Schulleiterin und einem/r für jeweils drei Jahre gewählten Vertreterin des Kollegiums zusammen.
Zur Entwicklung der Curriculums
Das Curriculum der Freien Fachschule für Sozialpädagogik entstand in den Jahren der Gründung und wurde seitdem stets aktuellen Anforderungen gemäß weiterentwickelt. Leitlinie war hier der Rahmenlehrplan für Unterricht und Erziehung an staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik, Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher sowie das Ausbildungskonzept des Gründungskollegiums unserer Schule. Die Schwerpunkte des Curriculums beziehen sich auf den Inhalt des jeweiligen Ausbildungsjahres, der eng verknüpft ist mit den Entwicklungsstufen des Kindes einerseits und der persönlichen Entwicklung der Studierenden andererseits.
So steht das erste Ausbildungsjahr unter dem Motto der bewussten Reflektion der eigenen Erziehung und Entwicklung und der Entwicklung einer professionellen Haltung. Erfahrungswissen wird hier strukturiert und durch wissenschaftlich fundierte Kenntnisse erweitert. Die Entwicklung sozialer Kompetenzen wird in den verschiedenen Unterrichten aufgegriffen und durch die didaktische Gestaltung vertieft. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit der Entwicklung des Kindes in den ersten sieben Lebensjahren.
Das zweite Ausbildungsjahr steht unter dem Motto „Individualität und Beruf“. Diese Thematik wird unter anderem durch die Vertiefung der Sozial- und Ich-kompetenzen der Fachschüler umgesetzt. Die Studierenden erwerben Kenntnisse über die Entwicklung und Förderung im Schulkind- und Jugendalter und wenden diese in einer Einrichtung für nachschulische Betreuung im Praktikum an. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt im zweiten Jahr bilden die Bereiche Inklusion, Heilpädagogik und Sozialarbeit.
Das dritte und letzte Ausbildungsjahr steht im Zeichen der Vorbereitung auf das Berufsleben. Neben der Vertiefung der pädagogischen Handlungsfelder steht das Studium der Organisations- und Verwaltungsstrukturen sozialpädagogischer Einrichtungen im Vordergrund. Vorbereitend auf die Abschlussprüfung werden außerdem Themen der ersten beiden Ausbildungsjahre aufgegriffen und vertieft.
Schule als Lebensraum und Möglichkeiten der Partizipation
Anliegen und Werte
Wir vertreten die Meinung, dass ein toleranter, wertschätzender Umgang miteinander die Gemeinschaft fördert und eine positive Einstellung zum Lehren und Lernen ermöglicht. Deswegen legen wir einen hohen Wert auf Weltoffenheit, Inklusion, Toleranz, Zivilcourage, Gender Mainstreaming und gewaltfreies Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, jeglichen Geschlechts und diverser Voraussetzungen.
Diesem Anliegen dienen insbesondere diese beiden Vorhaben:
- Aktivitäten und Projekte, die ein demokratisches und wertschätzendes Zusammenleben fördern, werden durch demokratischen Organe, wie zum Beispiel die Schulkonferenz und die Wahl der Klassensprecher:innen, aktiv ermöglicht.
- Gegen Mobbing, Diskriminierung oder Missachtung der Schulgemeinschaft möchten wir uns durch den Beitritt in das Programm „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ aktiv einsetzen und bekennen.
Die Schulatmosphäre unserer Fachschule soll die individuelle Leistungsbereitschaft und die Persönlichkeitsentwicklung fördern und die Möglichkeit bieten Interessen, Begabungen, sowie Freude am und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen zu entwickeln.
Alle am Schulleben Beteiligten werden darin bestärkt,
- kritisch und kreativ zu denken,
- konstruktiv, gewaltfrei zu kommunizieren,
- kulturelle Vielfalt als Ressource zu schätzen und zu achten sowie
- respekt- und verantwortungsvoll gegenüber sich selbst, anderen Menschen und ihrer Umwelt zu handeln,
- ein gleichberechtigtes Miteinander, im Sinne des Gender Meanstreaming, zu verwirklichen.
Partizipation und Mitbestimmung
Die Studierenden der Freien Fachschule für Sozialpädagogik sind eingeladen, bei der Gestaltung der Fachschule als Lebensraum mitzuwirken und dadurch auch zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermutigt und befähigt wer-den. Die Gestaltung der Schule als Lebensraum findet auf verschiedenen Ebenen statt, zum Beispiel bei der Beteiligung an Entscheidungen, die das Schulleben betreffen, in der Gestaltung und Pflege des Lebensraumes, des Alltags- und Jahresrhythmus sowie des sozialen Miteinanders. Eine Möglichkeit für die Mitgestaltung an allen Belangen der Schule haben die Studierenden der Freien Fachschule für Sozialpädagogik unter anderem über die Wahl der Klassensprecherinnen. Jährlich werden Klassen- und Schulsprecher:innen gewählt.
Die Aufgaben der Klassensprecher:innen sind:
- Interessenvertretung der Klasse und bei Bedarf vermittelnde Funktion zwischen verschiedenen Interessenlagen einzelner Studierender innerhalb der Klasse sowie zwischen Studierenden und Lehrenden
- je nach Bedarf können die Interessen der Klasse in der Schulkonferenz nach Anmeldung vertreten werden
- Teilnahme an der Semesternotenkonferenz mit beratender Stimme
- Treffen von Klassenvertreterinnen mit Vertreterinnen des Kollegiums alle zwei Monate
- Mitgestaltung von Festen (Jahresfeste, Empfang und Verabschiedung aus der Schulgemeinschaft)
Die Klassensprecherinnen wählen alle zwei Jahre aus ihrer Mitte vier Schulvertreterinnen. Zu deren Aufgaben gehört die Beteiligung an den Prozessen der Schule, wie zum Beispiel die Mitarbeit am Schulprogramm, an der Unterrichtsplanung und an der Planung von Projekten. Nach außen beteiligen die Schulvertreter:innen sich als Mitglieder der Beruflichen Schulen Berlin-Brandenburg.
Evaluation des Unterrichts
Die Arbeit mit regelmäßigen Rückmeldungen von Seiten der Studierenden ist ein wichtiges Anliegen der Freien Fachschule für Sozialpädagogik und soll dazu dienen, den Unterricht zu reflektieren und an die jeweiligen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Klasse anzupassen. Für diesen Zweck bieten mündliche Feedbackrunden am Ende einer Unterrichtseinheit eine gute Möglichkeit. Außerdem werden in regelmäßigen Abständen alle Unterrichte mithilfe eines Fragebogens evaluiert. Anschließend werden Ergebnisse gemeinsam mit der jeweiligen Lehrkraft und einem Mitglied der Schulleitung ausgewertet und bei Bedarf Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität des Unterrichts vereinbart.
Umgebungsgestaltung
Zur Gestaltung und Pflege des Lebensraumes gehören die verantwortliche Pflege von Materialien und Mobiliar, die ästhetische Raumgestaltung, die sich an waldorfpädagogischen Gesichtspunkten orientiert, sowie die Berücksichtigung von Gesundheitsgesichtspunkten.
Hier wäre z. B. zu nennen:
- Verwendung von Bausubstanz und Schulmobiliar nach ökologischen Gesichtspunkten
- Einrichtung einer Schulküche, die die Bereitung vollwertiger Mahlzeiten für Studierende und Kollegium an Konferenztagen ermöglicht der ausdrückliche Verzicht der Einrichtung von Raucherecken
Feste und Rituale
Eine bewusste Gestaltung der Feste und Rituale ermöglicht ein aufmerksames Miterleben des Jahreskreislaufs. Feste stärken die Schulgemeinschaft und gliedern den Alltag in den Rhythmus der Natur hinein. Zu diesen Festlichkeiten gehören u.a. das Sommerfest und das Michaelifest, die Adventsfeier, so wie das Zelebrieren der gemeinschaftlichen Übergänge, wie die Begrüßung der neuen Klassen und die Abschlussfeier. Die kreative Gestaltung der Feste steht offen für die ganze Schulgemeinschaft - individuell-schöpferische und interkulturelle Gesichtspunkte schaffen eine Möglichkeit für eine phantasievolle Gestaltung der kulturellen Festtraditionen.
Besondere Vorhaben der Schule
Bearbeitung aktueller pädagogischer Themen
Die Freie Fachschule für Sozialpädagogik Berlin sieht einen besonderen Bedarf in der Bearbeitung aktueller Themen wie zum Beispiel der institutionellen Betreuung von Kindern unter drei Jahren, den veränderten Bedingungen von Kindheit, dem Ausbau und der Weiterentwicklung von Ganztagsschulen, der Interkulturalität und der Inklusion. Hier ist es der Fachschule ein Anliegen, Kenntnisse der Erziehungswissenschaft mit Gesichtspunkten der Waldorfpädagogik zu verbinden und somit eine ganzheitliche Sichtweise auf diese Prozesse und Vorgänge zu entwickeln. Die Ausbildung von fachlich kompetenten Erzieher:innen ist hierbei das Ziel.
Nachhaltige Fachschule
Der gesellschaftliche Auftrag durch z. B. die Agenda 2030 der UN, das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und den Nationalen Aktionsplan BNE wird in der Freien Fachschule für Sozialpädagogik ganzheitlich sowohl im Unterricht als auch im Schulleben aufgegriffen. Weitere Ziele sollen zukünftig umgesetzt werden.
So beinhaltet das Curriculum der Fachschule explizit nachhaltigkeitsbezogene Unterrichtsfächer (BNE, Naturpädagogik, Natur-Umwelt-Technik). Außerdem gibt es eine Fahrt auf einen ökologisch wirtschaftenden Bauernhof und eine erlebnis-pädagogische Exkursion. Hinzu kommen alle anderen Fächer, in die BNE als eine von mehreren Querschnittsaufgaben einfließt.
Beim Schulhaus handelt es sich um ein baubiologisches Gebäude. Das Außengelände ist naturnah gestaltet. Klassenfahrten und Exkursionen werden mit Bus, Bahn oder Fahrgemeinschaften organisiert. Das Kollegium bemüht sich darüber hinaus, den Betrieb der Fachschule Schritt für Schritt noch nachhaltiger zu gestalten. Es wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die an Nachhaltigkeitsthemen arbeiten (z. B. Papier/ Energie sparen, Müll vermeiden/ trennen, Recyclinghygienepapier, umweltfreundliche Seifen/ Putzmittel, Umwelt-Büromaterial).
Die ganzheitliche Umsetzung schließt darüber hinaus ein, dass in der Fachschule die seelisch-geistige Verbindung mit der Natur gepflegt wird, z.B. durch das Feiern der Jahresfeste. Eine qualifizierte BNE-Beauftragte entwickelt den Prozess hin zu einer immer nachhaltigeren Fachschule gemeinsam mit allen Akteuren des Schulorganismus kontinuierlich weiter.
Wertschätzende Kommunikation
Es ist das Ziel des Kollegiums der Freien Fachschule, sich untereinander und den Studierenden auf eine wertschätzende Art und Weise zu begegnen. Das bedeutet, die Einzigartigkeit jedes Beitrages und jedes Menschen zu sehen, sich füreinander zu interessieren und auch dem zunächst Fremden gegenüber offen zu sein. Das Bemühen geht dahin, eigene Vorerfahrungen und Prägungen zu bemerken, bevor Urteile über andere gefällt werden und sich der eigenen Bedürfnisse und Wünsche bewusst zu werden. Im Konfliktfall holen wir uns Hilfe, entweder durch kollegiale Beratung, durch Intervision oder durch das Hinzuziehen eines Supervisors/ einer Supervisorin.
Waldorfpädagogik für alle
Eine Initiative aus Lehrkräften und Studierenden ist daran interessiert, den sozialen Gründungsimpuls der Waldorfschule wieder stärker in den Fokus zu nehmen und Voraussetzungen zu erarbeiten, die es allen Menschen und gesellschaftlichen Schichten ermöglichen, Waldorfpädagogik kennenzulernen und Zugangsmöglichkeiten zu waldorfpädagogischen Einrichtungen zu erhalten.
Räumliche und sachliche Ausstattung der Schule
Im Gründungsjahr 2005 fand der erste Unterricht zunächst in den Räumen der Freien Waldorfschule Berlin Mitte statt. Durch wachsende Studierendenzahlen wurde im Jahr 2008 ein Umzug in das Bildungs- und Kulturzentrum in der Besselstraße Berlin-Kreuzberg notwendig. Im August 2018 zog die Freie Fachschule in eigene Räume auf dem Waldorfcampus in der Monumentenstraße. Der neue Standort bietet vielfältige fachliche, kulturelle und soziale Kooperationen mit den anderen Bildungsträgern auf dem Campus und somit neue Anregungen für Unterrichtsgeschehen und Ausbildung.
Für die Fachschule stehen in der zweiten Etage des Gebäudekomplexes fünf Kursräume sowie zwei Gruppenarbeitsplätze zur Verfügung. Im Erdgeschoss befinden sich Ateliers für das Malen und Plastizieren. Die Fachräume für Musik, Sprachgestaltung und Eurythmie können bei Bedarf zu einem großen Saal umfunktioniert werden. Für die Gestaltung der Pausen steht eine Küche mit Cafeteria für die Studierenden zur Verfügung, die in Eigenregie gepflegt und sauber gehalten werden muss. Außerdem gehören eine Bibliothek, ein Archiv, vier Büros, ein Lehrerzimmer sowie sanitäre Anlagen zur räumlichen Ausstattung. Die Bibliothek stellt aktuelle pädagogische Fachzeitschriften sowie ein Angebot an pädagogischer Fachliteratur, Belletristik für Kinder und Jugendliche sowie Nachschlagewerke zur Verfügung. Die Studierenden der Fachschule haben außerdem Zugriff auf einen multimedialen Lernplatz mit Internetanschluss.
Die Räume können von externen Nutzer:innen für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen angemietet werden. Bei Bedarf werden für bestimmte Lehrveranstaltungen externe Räumlichkeiten angemietet, zum Beispiel Werkräume für den Musikinstrumentenbau.